Dishan-Kala oder die äussere Stadtmauer
Leider ist die äussere Stadtmauer grösstenteils zerstört. Von den ursprünglich zehn Toren sind nur noch drei erhalten geblieben. Die Mauer wurde 1842 während der Herrschaft von Allakuli Khan erbaut und diente der Verteidigung gegen Angriffe der Yomud-Turkmenen. Gemäss Angaben des Dichters Agahi wurde die Mauer von Dishan-Kala innert drei Jahren mit Hilfe von mehr als 200’000 Menschen gebaut. Die Mauer war insgesamt 5’650 Meter lang, 4 bis 6 Meter breit und 6 bis 8 Meter hoch. Gebaut war die Mauer aus Lehm, welcher aus dem nördlichen Teil der Stadt gebracht wurde. Der Lehm war von hoher Qualität und wird heute noch von lokalen Töpfern zur Herstellung von Keramik verwendet.
Die Mauer hatte ursprünglich eine Schutzfunktion, welche aber im Laufe der Zeit verloren ging. Die Tore wurden Teil des Stadtbildes. Sie waren mit glasierten Kacheln und Versen aus dem Koran verziert. Manchmal wurden auch Inschriften, welche den jeweiligen Herrscher (Khan) lobte oder Teile von Gedichten angebracht. Im Laufe der Zeit wurden die Tore zu Geschäften umgenutzt.
Die Stadttore der Dishan-Kala
Folgende Tore sind bis heute erhalten geblieben:
Das Kosh-Darvoza (übersetzt «Doppeltor») wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Richtung Urgench gebaut. Die Fassade hat drei zylindrische Türme, welche mit Mosaiken geschmückt sind. Das Tor ist 9.5 Meter hoch.
Das Khazarasp-Tor wird vom Volk als «Tor der tausend Pferde» bezeichnet und erhielt diesen Spitznamen aufgrund der in der Nähe stationierten Kavallerie. Ursprünglich war das Tor aus Lehm gebaut, welcher aber später durch gebrannte Ziegel ersetzt wurde. Zum Tor gehörten zwei Wachtürme, welche den Weg von Chiwa nach Yangiaryk, Kangu und Khasarasp sicherten. Das Tor hat eine Höhe von 12 Metern.
Das Gandimuyan-Tor wurde nach dem nahe gelegenen Dorf Gandimuyan benannt. Der Ort ist historisch relevant, da dort das Abkommen unterzeichnet wurde, durch welches das Chiwa Khanat ein Vasallenstaat des Russischen Reiches wurde. Das Tor wurde während der Sowjetzeit verändert, um Platz für eine Baumwollfabrik zu schaffen. Im Jahre 1970 wurde es aber anhand von Fotos und alten Zeichnungen rekonstruiert.
Jedes Tor hat ein eigenes Wasserreservoir (Hauz). Das Wasser wurde ausschliesslich für die Körperwäsche sowie das Waschen von Kleidung und Geschirr verwendet.