Ichan-Kala oder die innere Stadtmauer in Chiwa
Die innere Stadt steht auf einer relativ kleinen Fläche, gleichwohl gibt es etwa 20 Medresen, Dutzende von Moscheen und 12 Mausoleen. Jedes architektonische Denkmal besitzt einen eigenen Brunnen, dessen Wasser ausschliesslich zum Trinken genutzt wurde.
Heute ist die Ichan-Kala als Freilichtmuseum bekannt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Innenstadt beherbergt heute nicht nur zahlreiche Baudenkmäler, sondern auch Hotels, Restaurants und Wohnhäuser.
Der Bau der Ichan-Kala
Der Sockel der sehr gut erhaltenen inneren Stadtmauer stammt aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Diese Mauer wurde aus rohen Ziegelsteinen (mit einem Volumen von 40 * 40 * 10 cm) errichtet und im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Insgesamt ist die Mauer 2’250 Meter lang, 8 bis 10 Meter hoch und 6 bis 8 Meter breit. Alle 30 bis 40 Meter wurden halbkreisförmige Vorsprünge als Schutztürme errichtet. Ursprünglich gab es vor der Mauer auch einen Wassergraben; Überbleibsel davon sind heute aber nur noch vor dem südlichen Teil der Mauer sichtbar.
Die Stadttore der Ichan-Kala
Das 26 Hektar grosse Gebiet der inneren Stadt ist in Form eines Rechtecks angelegt und verfügt über 4 Tore. Jedes Tor unterscheidet sich in Grösse, Form und Dekor.
Das westliche Tor war das Haupttor und wird Ota Darvoza genannt, was «Vatertor» bedeutet. Im Innern des Tores gab es 43 Verkaufsnischen, welche für einen kleinen Basar genutzt wurden. Es war ausserdem der Ort, an dem Steuern eingezogen wurden. Das Tor wurde 1975 renoviert. Es ist 10 Meter hoch und 4 Meter breit.
Das südliche Tor wird Tash Darvoza genannt, was «Steintor» bedeutet. Es ist das stärkste Tor, 9 Meter hoch und wurde in den 1830er-1840er Jahren unter der Herrschaft von Allakuli Khan erbaut. Die Konstruktion basiert auf einem Sechskammerbau mit zwei Kuppeln und einem Durchgang in der Mittelachse. An den Seiten des Torganges befanden sich Sicherheitsräume sowie eine Zollstelle. Dieses Tor wurde für Karawanen genutzt, welche vom Kaspischen Meer kamen.
Das östliche Tor wird Palvan Darvoza genannt, was «Kampftor» bedeutet. Das Tor war als länglicher Korridor gebaut und wurde als Basar genutzt. Insgesamt gibt es sechs Kuppeln mit je zwei Verkaufsplätzen auf jeder Seite. Das Tor wurde 1835 auf Geheiss von Allakuli Khan gebaut. Die rechte Seite des Durchgangs wurde bis 1873 als Sklavenmarkt genutzt. Zudem hatte es Zellen für Aufständische und Flüchtlinge, welche dort auf ihr Schicksal warteten. An diesem Tor wurden ausserdem Erlasse des Khans ausgerufen und Verbrecher bestraft, weshalb das Tor vom einfachen Volk auch Pashab Darvoza, also «Sklaventor» genannt wurde.
Das nördliche Tor wird Bakhcha Darvoza genannt, was «Gartentor» bedeutet, da sich der Garten des Khans, in welchem Blumen und Früchte wuchsen, in der Nähe befand. Das Tor ist 8.5 Meter hoch.