In Gijduvan wurde im Jahre 1103 Abdulhalik al-Gijduvani geboren, der sich als Dichter und Moralphilosoph einen Namen machte. Er gilt als Gründer der Hodjagan Schule des islamischen Sufismus, welche die Mystik und Askese der Sufi-Traditionen mit dem täglichen Leben und der Einflussnahme auf die Herrscher zu kombinieren wollte. Seine Werke hatten einen grossen Einfluss auf Bahauddin Naqshbandi, welcher im 14. Jahrhundert die Naqshbani-Bruderschaft gründete, die seither zu einer der wichtigsten Bruderschaften weltweit geworden ist.
Ulugbek
Ulugbek war ein Timuridenfürst, der vor allem als herausragender Wissenschaftler bekannt ist. Der Enkel des grossen Timur errichtete 1428 sein berühmtes Observatorium in Samarkand, mit dessen Hilfe er nicht nur einen Sternekatalog mit beinahe 1’000 Sternen erstellte, sondern auch die Dauer des astronomischen Jahres auf eine Minute genau berechnete.
Das Grabmal von al-Gijduvani in Gijduvan war im 15. Jahrhundert bereits zu einem Wallfahrtsort geworden, wodurch sich Ulugbek entschloss, in unmittelbarer Nähe davon eine Medrese zu errichten. Es wird angenommen, dass diese nicht nur die klassische Funktion als Ausbildungsstätte für junge Männer hatte, sondern auch als Pilgerheim für Besucher des Grabes von al-Gijduvani diente.
Aufbau der Ulugbek Medrese
Obwohl deutlich kleiner gleicht die Ulugbek-Medrese in Gijduvan dem gleichnamigen Gebäude in Buchara. Einige Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass möglicherweise der gleiche Bauführer wie in Buchara, Ismail Isfahani, involviert war. Der Namenszusatz Isfahani lässt auf eine Herkunft aus der heutigen iranischen Stadt Isfahan schliessen.
Die Medrese ist klassisch aufgebaut, mit einem imposanten Portal und einem Innenhof, welcher von den eingeschossigen Zellentrakten umschlossen ist. Rechts vom Eingangsportal befindet sich eine kleine Moschee, welche von den Pilgern für ein Gebet genutzt wird. Die Aussenmauern der Medrese werden von kleinen Türmen abgeschlossen. Die Fassade ist umfangreich geschmückt: Auffallend ist, dass hier keine Sterne dargestellt werden, wie bei den Ulugbek-Medresen in Buchara oder Samarkand. Stattdessen werden hauptsächlich pflanzliche und geometrische Formen abgebildet. Im Giebelfeld des Portals gibt es ausserdem ein Band mit arabischen Schriftzeichen. Farblich dominieren Blau- und Türkistöne. Auch im Innenhof wird die Dekoration in der gleichen Weise fortgesetzt.
Das Grabmal von al-Gijduvani befindet sich direkt vor dem Eingangsportal. Wo früher nur ein verzierter Sarkophag stand, wurde im Jahre 2019 ein neues Mausoleum errichtet. Dadurch wird nun der direkte Blick auf die Front der Medrese und das Eingangsportal verdeckt, was vor allem Fotografen eines attraktiven Bildes beraubt.
Einige Meter versetzt vor der Medrese steht ein kleines Minarett, das optisch an das Kalon-Minarett in Buchara erinnert, allerdings deutlich kleiner ist. Die Freitagsmoschee von Gijduvan befindet sich ebenfalls in unmittelbarer Nähe.