Ursprünglich war der Ort mit Sand bedeckt, wodurch sich auch der Name herleitet: Registan bedeutet auf Persisch «sandiger Ort». Der Registan war das Haupteinkaufsgebiet der Stadt, lange bevor hier Gebäude errichtet wurden. Bis heute behält der Registan die Bedeutung des Zentrums des öffentlichen Lebens, des Handels und des Handwerks der Stadt.
Im Jahr 1888 besuchte der britische Staatsmann und spätere Vizekönig von Indien, George Curzon, den Registan-Platz in Samarkand. Obwohl die Gebäude damals durch Erdbeben teilweise stark beschädigt waren, bezeichnete er den Registan als den nobelsten öffentlichen Platz der Welt. Keine europäische Stadt habe einen Platz, der dem Registan in Einfachheit und Grandiosität nahekäme.
Heute wird der Registan von drei äussert schönen Medresen (Schulen) umrahmt, welche in der Zeit vom 15. bis 17. Jahrhundert gebaut wurden: die Ulugbek-Medrese (1417-1420), die Sher-Dor-Medrese (1619-1636) und die Tilya-Kori-Medrese (1647-1660). Die drei Medresen dienen heute allerdings nicht mehr ihrem ursprünglichen Zweck.

ULUGBEK-MEDRESE, samarkand
Nach dem Tod des legendären Herrschers Timur wurde sein vierter Sohn Shahrukh zum Erben seines Reiches. Dieser wählte Herat im heutigen Afghanistan als seine Hauptstadt und überliess das Gebiet von Transoxanien seinem ältesten Sohn Ulugbek. Im Gegensatz zu seinem kriegerischen Grossvater liebte Ulugbek die Wissenschaft. Auf seine Anordnung hin wurde der Registan von 1417 bis 1420 erstmals bebaut. Unter anderem liess er eine nach ihm benannte Medrese (Schule) errichten. Weitere Schulen liess er in Buchara und Gijduvan (einer Stadt in der Provinz Buchara) bauen.
Die Ulugbek-Medrese ist im klassischen Stil gebaut. Sie hat ein reich verziertes Portal, welches mit fünf- und zehnzackigen Sternen aus Mosaik dekoriert ist. Vier Minarette wurden in den Ecken des Gebäudes errichtet – zum ersten Mal in der zentralasiatischen Architektur. Bis heute sind die 33 Meter hohen östlichen Minarette vollständig erhalten. Der Innenhof der Medrese ist quadratisch und von 28 Zimmern auf jeder der beiden Etagen umgeben. Die Medrese hat eine grosse Moschee sowie vier Unterrichtsräume.

In seiner Schule ermöglichte Ulugbek den Unterricht von Fächern wie Mathematik, Astronomie, Literatur und Naturwissenschaften. Die Schüler stammten hauptsächlich aus Adelsgeschlechtern, aber Ulugbek war auch auf der Suche nach Talenten aus armen Familien. Gemäss einiger Berichte lehrte Ulugbek selbst Mathematik und Astronomie an seiner Schule. Die bekanntesten Schüler waren die späteren Schriftsteller Alisher Navoi und Abdurrahman Dschami. Ulugbeks Medrese war die renommierteste Schule ihrer Zeit in Zentralasien.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Medrese von einem Erdbeben beschädigt. Ein weiteres Erdbeben zerstörte 1897 den zweiten Stock. Während der Sowjetzeit wurde die Medrese wiederhergestellt und renoviert. Heute gibt es im Innern Souvenirläden und mehrere Werkstätten. Die Medrese ist ein lebendiges Beispiel für die Architektur des 15. Jahrhunderts.
Die Minarette der Ulugbek-Medrese
Die Minarette der Medrese sind 33 Meter hoch, aber laut Historikern waren sie ursprünglich einige Meter höher. Im Laufe der Zeit begannen die Türme sich mehr und mehr zur Seite zu neigen. 1918 wurde das rechte Minarett deshalb mit Hilfe grosser Seile gesichert. 1932 entwickelten die Moskauer Ingenieure W.G. Schuchow und M.F. Mauer einen Plan, um das Minarett zu erhalten. Sie demontierten den unteren Teil des Minaretts und stellten dieses auf Metallstützen. Im Innern des Minaretts wurde ein grosser Drehmechanismus installiert und der Turm mit Hilfe eines Hebers und ohne grossen Kraftaufwand ausgerichtet. 1965 wurde auch das linke Minarett mit einem ähnlichen Verfahren begradigt.
SHER-DOR-MEDRESE, samarkand
Im 17. Jahrhundert wurden zwei weitere Medresen auf dem Registan-Platz errichtet. Eine davon ist die Sher-Dor-Medrese, welche sich gegenüber der Ulugbek-Medrese befindet und damit eine traditionelle «Kosh»-Komposition schafft (zwei sich gegenüberliegende Gebäude). Die Erbauer der Sher-Dor-Medrese, welche grundsätzlich die architektonische Form der Ulugbek-Medrese nachahmt, bringen andere Ornamentmotive in das Design ein.

In der Übersetzung bedeutet Sher-Dor-Medrese die Medrese «mit Löwen». Die Medrese wurde im Auftrag von Yalagtush Bakhodur, dem Statthalter des Buchara-Khans in Samarkand, gebaut. Er war sehr reich und galt als ehrgeiziger und eigenwilliger Politiker.
Der Aufbau des Hofes ist traditionell gehalten: Er wird von zwei Stockwerken mit Zellen (Hujras) umgeben. Unüblich ist die Dekoration des Portals, das Lebewesen darstellt: zwei Löwen und zwei Damhirsche sowie zwei Sonnen. Bei den Löwen handelt es sich effektiv um Tiger, die aber mit einer Löwenmähne dargestellt wurden. Die Leute sprechen deshalb auch von Tigerlöwen. Sowohl Tiger als auch Löwen stehen als Zeichen der Macht, während die Damhirsche für die Demut des Volkes vor der Macht stehen. Die beiden Sonnen sind eine Erinnerung an die vorislamische Tradition des Zoroastrismus.
Im Jahr 1868 eroberte die russische Armee Samarkand. Die Medrese wurde danach für einige Zeit als Kaserne für die Soldaten genutzt.
Vor der Sher-Dor-Medrese befindet sich das Grab des Metzgers. Dieser war eigentlich keine wichtige Person, aber versorgte die Erbauer der Medrese mit Fleisch und gemäss gewisser Quellen kochte er auch für sie. Er war daher sehr beliebt und wurde nach seinem Tod entsprechend geehrt.

TILYA-KORI-MEDRESE, samarkand
Im 15. Jahrhundert stand am Ort, an dem sich heute die Tilya-Kori-Medrese befindet, eine Karawanserei. Als die Tilya-Kori-Medrese gebaut wurde, standen sich bereits die Ulugbek- und die Sher-Dor-Medrese gegenüber. Das neue Gebäude schloss das Ensemble ab.
Die Medrese wurde zwischen 1647 und 1660 gebaut. Das Gebäude wurde als Kombination einer Moschee und einer Medrese errichtet. Die Moschee befindet sich auf der Westseite des Hofes (von Eingang gesehen auf der linken Seite). Durch diese doppelte Funktion übernahmen die Erbauer nicht das Aussehen der bereits bestehenden Medresen. Die dem Registan zugewandte Fassade besteht aus zwei Stockwerken mit Zellen, während der nördliche und östliche Teil nur ein Stockwerk hat.

*Die Kundal-Technik ist arbeitsintensiv und kostspielig. Eine Mischung aus Zement und Spezialkleber wird im Voraus zubereitet. Der Zementmörtel wird mit einem dünnen Pinsel auf das Ornament aufgetragen. Er kann unterschiedlich dick sein. Nach der ersten Schicht wird eine weitere Schicht aufgetragen. Danach wird die Mischung mit Goldstaub überzogen.
„Tilya-Kori“ bedeutet „Gold oder vergoldete Arbeit“. Im Inneren der Moschee war die Technik des „Kundal“* weit verbreitet, sodass man beim Betreten der Moschee versteht, warum das Gebäude so genannt wird. Der Mihrab (eine Nische in der Moschee, welche die Richtung nach Mekka anzeigt) und die Decke der Moschee sind sehr reich bemalt.
Im 19. Jahrhundert wurde das Hauptportal der Tilya-Kori durch ein starkes Erdbeben beschädigt; der obere Teil brach zusammen. Beim Wiederaufbau wurden die ursprünglichen Fliesenverkleidungen weggelassen. Im 20. Jahrhundert wurde die Medrese mehrfach restauriert.