Shahi-Zinda – Der Mausoleumskomplex von Samarkand
Die Legende besagt, dass Qussam Ibn Abbas zusammen mit den arabischen Eroberern nach Samarkand kam und als Missionar die lokale Bevölkerung zum Islam konvertieren wollte. Zu dieser Zeit war die Region vom Zoroastrismus dominiert, weshalb viele der neuen Religion skeptisch oder gar feindlich gegenüberstanden. So kam es, dass Qussam Ibn Abbas während eines Gebets gefangen genommen und später enthauptet wurde. Er starb jedoch nicht, sondern brachte seinen Kopf zu einem Brunnen, wo er vom Wasser trank und nicht nur Heilung, sondern gar Unsterblichkeit erreichte. Durch den Brunnen stieg er unter die Erde, um im Paradies weiterzuleben. Der Koran sagt auch, dass die, welche im Namen Allahs gestorben sind, nicht als tot betrachtet werden sollen. Sie seien weiterhin am Leben.
Während der Sowjetzeit sollen Untersuchungen ergeben haben, dass die Gruft nie für eine Bestattung verwendet wurde, das Grabmal demnach nur fiktiv sei und Qussam Ibn Abbas eventuell gar nie in Samarkand war. Diese Untersuchungen fielen aber in eine Zeit des radikalen Atheismus und sollten wohl hauptsächlich den Einfluss der Religion mindern, denn das Grab, auf welchem das Todesdatum mit 676/677 angegeben wird, entwickelte sich spätestens nach dem Bau des Mausoleums im 11. Jahrhundert zu einer Pilgerstätte.
der aufbau von shahi-zinda
Viele der insgesamt 40 Mausoleen wurden für den weiblichen Teil von Amir Timurs Familie gebaut, seine Schwestern, Nichten und eine seiner Ehefrauen. Aber auch einige Militärführer wurden mit einem eigenen Mausoleum geehrt.
Das schönste Gebäude des Komplexes wurde für Shadi Mulk, eine Nichte von Amir Timur erbaut. Sie war weit über Samarkand hinaus für ihre Schönheit bekannt. Doch eines Tages erkrankte sie an einer unbekannten Krankheit, die kein Arzt heilen konnte. Shadi Mulk starb in den Armen ihres berühmten Onkels. Dieser befahl daraufhin den Bau eines Mausoleums, das immer an die Schönheit seiner Nichte erinnern soll. Die Fassade ist mit Terrakottaschnitzereien und Majolika verziert.
Gegen Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts erhielt der Komplex seine endgültige Dekoration, bestehend aus unzähligen Majolikas, welche Blumen und Sterne als Leitmotiv haben. Als Ulugbek regierte war die Nekropolis grösstenteils fertiggestellt. Um die Komposition abzuschliessen, lässt er am südlichen Ende ein Portal errichten, welches ebenfalls im für diese Zeit traditionellen Stil gebaut ist.
Heute ist Shahi-Zinda bei Einheimischen und Touristen gleichermassen beliebt. Das Grab von Qussam Ibn Abbas gilt weiterhin als Pilgerstätte, entsprechend gibt es vor allem am Wochenende viele Besucher. Wer fotografieren möchte, sollte den Komplex möglichst am Morgen besuchen; grundsätzlich sind dann die Lichtverhältnisse am besten.