Der Komplex setzt sich zusammen aus dem Abu Bakr Qaffal al-Shashi-Mausoleum, der Namozgokh-Moschee, der Barakhan-Medrese, der Tillya-Sheikh-Moschee, der Mui-Muborak-Medrese (wo der berühmte Osmanische Koran aufbewahrt wird) und der Khast-Imam-Moschee.
Abu Bakr Qaffal al-Shashi-Mausoleum
Im Jahre 903 wurde Abu Bakr Muhammad Qaffal al-Shashi als Sohn eines Schlossers in Taschkent geboren. Der Beiname «Qaffal» bedeutet «ein Mann, der Schlösser herstellt». Abu Bakr wollte den Beruf seines Vaters allerdings nicht erlernen und studierte zuerst in einer Medrese in Taschkent, später in Samarkand und schliesslich in Bagdad, der Hauptstadt des arabischen Kalifats, wo er den grössten Teil seines Lebens verbrachte.
Abu Bakr wurde berühmt als Interpret des Korans und der Sunna, der heiligen Legende über das Leben des Propheten Mohammed. Er wurde ein Anhänger der Shafi’i Madhab, einer der vier kanonischen Schulen der islamischen Rechtsprechung. Er schrieb grossartige Gedichte und Werke über Philosophie.
Zum Ende seines Lebens kehrte Abu Bakr in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts in seine Heimat zurück. Zu dieser Zeit kämpfte das arabische Kalifat hier mit der turkstämmigen Herrscherdynastie der Karachaniden, welche die Gebiete allmählich übernahm und daraus das Karachanidenreich begründete. Um 960 konvertierten die Karachaniden zum Islam, wobei Abu Bakr eine tragende Rolle zugeschrieben wird. Er wurde deshalb als Khazrat Imam oder Khast Imam, also als «heiliger Imam» bezeichnet.
Im Jahre 976 starb Abu Bakr und wurde in einem Mausoleum im Khast-Imam-Komplex beigesetzt. Der Legende nach gab es an der gleichen Stelle noch weitere Mausoleen, welche allerdings durch Zeit und Erdbeben zerstört wurden. Das heutige Mausoleum wurde im Jahre 1541 vom berühmten Architekten Gulyam Hussein gebaut und vom Kalligrafen Kudrat mit Schriftzeichen, der sogenannten Handschrift der Seelen verziert. Um das Mausoleum herum entstand allmählich der Komplex, der auch heute noch bewundert werden kann.
Neben Abu Bakr selbst liegen noch zwei weitere Persönlichkeiten im Mausoleum begraben: der berühmte Schriftsteller Zainiddin Mahmoud Wasifi sowie Babakhan Eshon, welcher sich im Jahre 1943 mit der erfolgreichen Bitte an Stalin wandte, das islamische Zentrum in Taschkent wieder herzustellen.
Barakhan-Medrese
Im Jahre 1485 wurde der berühmte Schriftsteller Zainiddin Mahmoud Wasifi, ein Schüler des berühmten usbekischen Dichters Alisher Navoi, in Herat im heutigen Afghanistan geboren. Aufgrund einer Invasion des persischen Schahs musste er das schiitische Herat verlassen und zog im Jahre 1515 nach Taschkent.
Um die Aufmerksamkeit des Herrschers von Taschkent, Suyanich Khodzhi (dem Onkel von Muhammad Sheibanikhan), auf sich zu lenken, schrieb er ein grosses Gedicht zu Ehren von Taschkent. Dieses gefiel dem Herrscher so gut, dass er Zainiddin Wasifi zum Lehrer der Thronfolger ernannte. Einer davon, Navruz Ahmad, genannt Barakhan, beschliesst, für seinen Lehrer eine Medrese bauen zu lassen, damit dieser dort als Mudaris (Rektor) wirken konnte. Der Bau der Medrese geht auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück und ist eines der grössen architektonischen Bauwerke von Khast Imam.
Das Gebäude wurde durch Naturkatastrophen mehrmals beschädigt, am schlimmsten im 19. Jahrhundert. Durch die diversen Renovationen ist das ursprüngliche Erscheinungsbild der Medrese nicht erhalten geblieben. Sie umfasst mittlerweile zwei weitere alte Gebäude, wobei eines davon die Grabstätte der Herrscher von Taschkent war.
Während der Sowjetzeit und bis ins Jahr 2008 wurde die Barakhana-Medrese als Hauptsitz des Zentralasiatischen Muslimischen Spirituellen Rates genutzt. Heute ist sie ein Handwerkszentrum.
KHAST-IMAM- MOSCHEE
Die neue Moschee von Taschkent wurde im Jahre 2008 erbaut und nach Abu Bakr Qaffal al-Shashi benannt. Der Bau erfolgte in der Tradition der taschkenter Architektur. Unüblich sind allerdings die 54 Meter hohen Minarette, da aufgrund der seismischen Aktivität in Taschkent üblicherweise keine Minarette gebaut wurden.
NAMOZGOKH MOSCHEE RESP. ISLAMISCHES INStitut
Neben dem Mausoleum von Abu Bakr befindet sich die Namozgokh-Moschee, welche zur Zeit des Kokand Khanats errichtet wurde. Damit sollte es Garnisonssoldaten aus Kokand ermöglicht werden, im eroberten Taschkent die Feiertage Eid-al-Fitr und Eid-al-Adha zu feiern und ihre Gebete zu halten.
Seit der Sowjetzeit gibt es in der Moschee ein islamisches Institut, welches pro Jahr eine kleine Anzahl an Absolventen hervorbringt. Es war der einzige Ort, der muslimische Theologen in der ehemaligen Sowjetunion ausbildete.
Noch heute fungiert das nach Imam Al-Bukhari benannte Gebäude als islamisches Institut und gilt als spirituelle Hochschule von Taschkent. Ausgebildet werden islamische Gelehrte, Imam-Hatib (die Geistlichen, welche die Freitagsgebete leiten) und Lehrer der arabischen Sprache.
TILLyA SHEIKH- MOSCHEE
Die Moschee wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. «Tillya Sheikh» bedeutet «goldener Scheich», allerdings ist nicht abschliessend geklärt, wie es zu diesem Namen kam. Bis 1991 war dies die Hauptmoschee von Taschkent. Sie ist auch heute noch aktiv, allerdings gehen mittlerweile die meisten Gläubigen in die neue und deutlich grössere Khast-Imam-Moschee zum Freitagsgebet.