Ulugbek liebte die Wissenschaft und die Kunst und war bereits von klein auf daran interessiert, sich so viel Wissen wie mögliche anzueignen. Sein Grossvater unterstütze ihn dabei, indem er ihm die besten der auf seinen Feldzügen eroberten Bücher zukommen liess. Ausserdem kümmerten sich viele Wissenschaftler und Sufis um die Ausbildung des jungen Ulugbek.

Nach der Machtübernahme seines Vaters, welcher von Herat aus regierte, wurde Ulugbek zum Statthalter von Transoxanien und konnte dadurch seine wissenschaftlichen Interessen verwirklichen. Nachdem er bereits eine Medrese in Buchara bauen gelassen hatte, mit welcher er die Gunst der lokalen religiösen Autorität gewinnen wollte, liess er im Alter von 23 Jahren seine berühmte Medrese in Samarkand auf dem Registan-Platz bauen und leitete sie nach ihrer Fertigstellung drei Jahre später. In der eigentlich religiösen Schule wurden auch Mathematik, Astronomie, Philosophie, Literatur und andere Fächer unterrichtet. Der Legende nach soll Ulugbek selbst als Lehrer unterrichtet haben. Die Schule zog nicht nur talentierte Schüler an, sondern wurde auch zum Treffpunkt der besten Wissenschaftler des Reiches.

Ulugbek Observatorium Samarkand
Der verbliebene Teil des Observatoriums von Ulugbek

Der Bau von Ulugbeks Observatorium

Ulugbeks Hauptaugenmerk galt jedoch der Astronomie. Sein Traum war es, eine Sternwarte zu bauen. Im Wissen um die seismische Aktivität in der Region liess er einen Hügel suchen, auf dessen Boden sich fester Fels befand, damit seine Untersuchungen nicht durch seismische Erschütterungen beeinträchtigt würden. Als man diese Erhebung in der Nähe des Flusses Oby Rakhmat gefunden hatte, wurde bis 1429 ein Observatorium gebaut. Ulugbek war nicht nur Sponsor des Projekts, sondern selbst Wissenschaftler und arbeitete mit den damals berühmten Astronomen Qadi Zada al-Rumi und Jamshid Kashani sowie seinem Schüler Ali Kushchi zusammen.

Die Sternwarte soll ein dreistöckiges Gebäude mit einem Durchmesser von 46 m und einer Höhe von 30 m gewesen sein. Vom untersten Keller bis zum Dach gab es 63 m lange Marmorbögen, welche einen Viertelkreis einnahmen und einen Bogenradius von 40.2 m aufwiesen. Sie waren exakt nach Norden und Süden ausgerichtet.

Durch seine Liebe zur Wissenschaft zog Ulugbek den Unmut der Geistlichen auf sich. Im Jahre 1449 wurde er auf einer Pilgerreise nach Mekka von Verschwörern ermordet. Nach seinem Tod wurde das Observatorium grösstenteils zerstört und das Baumaterial anderweitig verwendet. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hatte man keine Anzeichen mehr, wo sich das Observatorium befunden hatte. Erst im Jahre 1908 gelang es dem russischen Archäologen L.V. Vyatkin basierend auf alten Chroniken aus dem 17. Jahrhundert das Observatorium zu lokalisieren und die verbliebenen Elemente auszugraben.

Heute ist ein Teil des Sextanten, der bis zu 11 Meter tief im Felsen liegt, erhalten geblieben. Daneben wurde ein Museum gebaut, welches Ulugbek und seinen Leistungen gewidmet ist.

Ulugbeks Leistungen

Eine herausragende Leistung der samarkandischen Astronomen ist ihr Sternenkatalog «Ziji Jadidi Guragani», was übersetzt so viel bedeutet wie «neue astronomische Tabellen». Der Katalog bestimmt die Koordinaten von 1018 Sternen mit einer Genauigkeit, die im Abendland erst sehr viel später erreicht werden konnte.

Im Jahre 1437 berechneten Ulugbek und sein Team die Länge des astronomischen Jahres mit 365 Tagen, 6 Stunden, 10 Minuten und 8 Sekunden. Damit wichen sie nur um 58 Sekunden vom heute gültigen Wert ab. Dies war bis dahin die genaueste Berechnung in der Geschichte weltweit.

Ulugbek Museum in Samarkand
Ulugbek Museum neben dem Observatoium

Das Hauptwerk Ulugbeks besteht aus vier grossen Teilen. Der erste, «Chronologie» genannt, enthält eine Beschreibung der Methoden der Zeitrechnung, die von verschiedenen orientalischen Völkern übernommen wurde. Der zweite Teil beschreibt die Fragen der praktischen Astronomie, während der dritte Teil Informationen über die sichtbaren Bewegungen der Sterne auf der Grundlage des geozentrischen Weltbildes gibt. Der vierte Teil widmet sich der Astrologie und ist damit eine unvermeidliche Hommage an die Wissenschaft der mittelalterlichen Weltanschauung.

Nach Ulugbeks Tod liess der von der Sternwarte provozierte Klerus die wertvolle Bibliothek plündern und wichtige Werke vernichten. Glücklicherweise konnte Ulugbeks Schüler Ali Kushchi einige Werke, an deren Erstellung er jahrzehntelang mitgearbeitet hatte, retten und nach Konstantinopel bringen.

Ein Teil der Werke wurde schliesslich im Jahre 1648 in Oxford gedruckt, wodurch Ulugbek in Europa bekannt wurde.


Sehenswürdigkeiten Samarkand

Haben Sie Fragen oder möchten Sie eine persönliche Beratung?

Nutzen Sie unser Kontaktformular und wir werden uns schnellstmöglich bei Ihnen melden.